Nebel im August

29. April 2022

Am Abend des 8.August 1944 wurden in der Heil- und Pflegeanstalt Kaufbeuren/Irsee Ernst Lossa gewaltsam zwei Morphiumspritzen verabreicht – an denen er am darauffolgenden Tag starb. Und auch sterben sollte: Obwohl völlig gesund, wurde der 14-jährige Junge aus der Volksgruppe der Jenischen damit zu einem Opfer der NS-Euthanasie. Die zynische Begründung des verantwortlichen Leiters der Kaufbeurer Heil- und Pflegeanstalt 1949 vor Gericht: Er habe dem Jungen ein Leben im Gefängnis ersparen wollen. Äußerst fragwürdige Gutachten hatten das Kind zum „asozialen Psychopathen“ und für nicht erziehbar erklärt.

Der Journalist und Autor Robert Domes hat sich fünf Jahre lang mit dem Werdegang des Jungen befasst und aus seinen Recherche-Ergebnissen einen Roman gemacht, der den Titel „Nebel im August“ trägt und der 2016 verfilmt wurde. 

Am 25.4.2022 hatten alle Schülerinnen und Schüler der neunten Jahrgangsstufe die Gelegenheit, Herrn Domes zu begegnen. Zunächst berichtete er, wie es dazu kam, dass er sich – trotz anfänglicher Zweifel - mit dem kurzen Leben Ernst Lossas jahrelang beschäftigte und welche Überlegungen zum Beispiel der Erzählperspektive des Romans zugrunde lagen. Dann folgte eine rund 45-minütige Lesung verschiedener Textstellen und schließlich konnte die Schülerinnen und Schüler Fragen an Herrn Domes richten. Diese interessierten Nachfragen machten deutlich, dass die meisten Anwesenden aufmerksam zugehört hatten und von dem Schicksal des Jungen berührt waren.

Ernst Lossa steht auch im Mittelpunkt der Ausstellung „In Memoriam“, die noch bis zum 25.Mai 2022 in den beiden Kulturräumen der Schule zu sehen ist.

 

Text und Bild: Volker Pöhlmann